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Der einsame Ritter
Fern von Erinnerung, von gestundeter Geduld,
fällt das Sandgesicht durch die Glaszeit erloschener Stunden.
Das Lagerlicht scheint kalt in freudlose Augen.
Der dunkelblaue Nachthimmel beugt sich
mit seinen funkelnden Sternen über ein einsames Herz.
Das Streitross wartet, wie sein Herr, geduldig auf den Morgen.
Still lauschen sie den leisen Stimmen der Nacht.
Und während er von ihren Lippen träumt,
weht der kühle Nachtwind über unzählige Gräber.
Längst hat seine prächtige Rüstung den silbernen Glanz verloren.
Seine Lanze brach in irgendeinem Krieg.
Auf irgendeinem Schlachtfeld der Geschichte.
Bis Hierher ist er gegangen, durch die Zeit.
Durchs Diesseits und durchs Jenseits einer vergessenen Welt,
in der er auf seiner Reise irgendwann verloren ging.
Nur ein einziger Gedanke ist ihm geblieben.
Sie endlich zu finden. Sie lieben zu dürfen,
für immer und immer und alle Zeit.
Er, ein Gefangener von Zeit und Raum.
Gegangen bis an das Ende allen Seins.
Für ihn ist ewig Golgata.
Kein Weg zurück in den Sonnenschein ihrer wunderschönen Aura.
Kein Weg zurück an den Ort seiner Liebe.
Niemals mehr dorthin, wo die Gebirgszüge eines verzauberten Landes
in einen leuchtenden Ozean,
gefüllt mit Ruhe und Sanftmut, fallen.
Kein zurück nach Irgendwo. Denn er ist im Nirgendwo.
Ist dort wo alles beginnt. Wo alles endet.
Tief unten, auf dem Grund seiner Seele liegt ein Schlüssel.
Er könnte ihn ins Licht führen. Könnte ihn erlösen.
Ihn ans Ende der Ewigkeit geleiten.
Ihn in ihre langersehnten Arme führen.
Aber sein Blick ist getrübt vom Rauch brennender Länder.
Von der alles verzehrenden Sehnsucht nach ihren Lippen,
ihrem engelsgleichen Antlitz.
In der Ferne blitzen stumm die Mündungsfeuer der rollenden Kanonen.
Es herrscht Krieg im Schattenreich. Sein Krieg.
Sein Körper zerfiel schon vor langer Zeit zu Staub.
So sitzt er da, am kalten Lagerlicht
und wartet seit Jahrhunderten auf den Morgen,
der niemals kommen wird.
Vielleicht wird er irgendwann erlöst.
Bis dahin bleibt ihm nur das kalte Lagerlicht.
Die funkelnden Sterne und sein treues Ross.
Und während er von ihren Lippen träumt,
ziehen gefallene Soldaten immer wieder von Neuem
in einen längst vergangenen Krieg.
Ich weiß nicht wer er ist.
Ich weiß nur, dass er in einem Traum lebt,
aus dem ich niemals erwachen werde.
©Pegasus im Dezember 2003
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