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    Der Adler

    Ich sitze an Jonny´s Bett. Endlich schläft er. Und ich sehe sein schmal gewordenes Gesicht. Das dunkle Haar ist verschwitzt und seine kleinen Hände zucken auf der Decke.
    Er wird nicht mehr lange leben.
    Ich muss die Augen schließen, weil mir schon wieder mal die Tränen kommen.
    Warum kann ich meinem Sohn nicht helfen? Ich bin doch eine starke Frau! Habe so viel Kraft und Energie! Ich bin unabhängig und in meinem Leben kann nichts passieren, mit dem ich nicht fertig werde!

    Ich streiche ihm die nassen Haare aus dem Gesicht und denke, dass es normalerweise so ist, dass ein Mensch geboren wird, lebt, klug wird im Laufe der Zeit und dann erst stirbt. Aber dieser Junge hier hat irgendwie den Umweg über das Leben nicht gemacht. Er ist einer jener Menschen, von denen man sagt, dass sie die Sonne in sich haben.

    Mir kommt in den Sinn, was Jonny gestern sagte: "Mama, bitte wein´ doch nicht! Ich habe im Traum den alten Mann getroffen und der hat mir gesagt, dass ich keine Angst haben muss! Er hat mir erzählt, dass ich ein Adler sein kann. Und dann kann ich über unser Haus fliegen! Das wird geil! Und wenn du im Flugzeug sitzt, dann können wir sogar zusammen fliegen!!! Wein´ doch nicht, Mama! Ich geh´ doch nur schon mal vor."

    Die Tränen schnüren mir die Kehle zu und ich stehe auf und gehe ans Fenster. Lehne meine heiße Stirn an das kalte Glas und höre nur immer diesen einen Satz: "Ich geh´ doch nur schon mal vor!"
    Auf einmal klingt seine Stimme vom Bett her:
    "Mama, Mama, schnell, mach das Fenster auf! Schnell!"
    Seine Stimme ist so drängend, dass ich gar nicht überlege.
    Ich reiße das Fenster auf und schon streift mich ganz sanft ein dunkler großer Schatten.
    Ich dreh´ mich um -
    das Bett ist leer.


    © Dreampainter 2005

    ein neues Leben

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