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Lebensbäume
Auf einer Autobahn
irgendwo in Deutschland
Richtung Süden.
Bäume rasen an mir vorüber,
wie in Trance nehme ich sie wahr.
Stur geradeaus geht die Bahn
und langsam senkt sich die Abenddämmerung herab.
Die Bäume rasen immer noch an mir vorbei
und noch immer wie in Trance nehme ich wahr,
dass die Blätter sich verfärbt haben.
Es wird auch kühler und sofort
spüre ich die Kälte auf meiner Haut.
Fröstelnd mache ich die Heizung an und hoffe,
dass damit auch die Kühle in mir erwärmt wird.
Geradeaus.
Meine Gedanken gehen zurück,
während ich die gelb-rot-braungefärbten Bäume betrachte.
Was habe ich bis jetzt erreicht?
Bin ich glücklich?
Der Sommer war unruhig.
Ein Auf und Nieder der Gefühle.
Sesshaftigkeit und der Drang nach Veränderung
gingen oft Hand in Hand.
Allein sein -
zu zweit?-
ich weiss es nicht.
Mein Leben steht auch in Herbstfarben vor mir
und wartet auf den friedvollen, erholsamen Winter.
Die morgendliche Kälte.
Frühnebel über roten Sonnenaufgängen.
Sonnenstrahlen, die im Schnee glitzern,
so dass ich meine Augen zu kneifen muss.
In eine Wolldecke gehüllt
und mit einer heissen Tasse Kakao auf den Knien
sitze ich auf der Fensterbank
über der bollernden Heizung.
Ich schaue hinaus in diese friedvolle Stille
und sehe den Vögeln zu,
die in den Bäumen umher springen,
ohne von den verschneiten Ästen abzurutschen.
Werde ich diese wunderschöne Szenerie allein geniessen,
oder werde ich sie diesmal mit jemandem teilen, wer weiss?
Doch erst mal fahre ich noch auf der Autobahn
und erlebe wie in Trance
die Verfärbung meiner eigenen Blätter.
©Wolfsskin am 18.08.1993 um 07:54 Uhr
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